Zusammenfassung in deutscher Sprache

Die vorliegende Magisterarbeit, abgefasst in englischer Sprache, hat zum Thema Die Gefährten (engl. The Fellowship of the Ring), den ersten Band von John Ronald Reuel Tolkiens Der Herr der Ringe (engl. The Lord of the Rings). Im Laufe der Jahre wurde Tolkiens Buch zwei Mal von verschiedenen Übersetzern ins Deutsche übertragen. Die erste Übersetzung ist aus dem Jahr 1969 und stammt zum Großteil aus der Feder von Margaret Carroux. Ausschließlich Tolkiens Gedichte und Lieder wurden von E.-M. von Freymann ins Deutsche übertragen. Im Jahre 2000 wurde dann eine neue deutsche Übersetzung von Wolfgang Krege veröffentlicht, der, abgesehen vom eigentlichen Text, einen Teil der Gedichte übernommen, aber einige andere neu übersetzt hat.

Abgesehen von verschiedenen weiteren Fassungen als Hörspiel, sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache, sind die bekanntesten weiteren Versionen des Textes der Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1978 von Ralph Bakshi und die neue Reihe von Kinofilmen aus den Jahren 2001 bis 2003 von Peter Jackson. Der Name des Übersetzers der Fassung von 1978 ist mir leider nicht bekannt, aber der Übersetzer der neuen Kinofassung ist Andreas Fröhlich, der dort auch Dialogregie geführt hat.

Zielsetzung dieser Magisterarbeit ist es, zu untersuchen, wie diese vier verschiedenen Übersetzer (Carroux, Krege, der Bakshi-Übersetzer und Fröhlich) gearbeitet haben, wie sie voneinander abgeschrieben, bewusst oder unbewusst auf den Text eingewirkt und verschiedene Passagen besonders gut oder besonders schlecht übersetzt haben.

In einem einführenden Prolog präsentiere ich zunächst eine Biographie des Autors J. R. R. Tolkien und eine kurze Zusammenfassung der Handlung in seinem Buch. Der dritte Teil des Prologs befasst sich mit Tolkiens Eigenschaft als Übersetzer. Obwohl Tolkien sein Buch von Anfang an in englischer Sprache verfasst hat, präsentiert er es seinen Lesern als Übersetzung aus der fiktiven Sprache Westron. Dies bedarf einiger Erklärung.

Die Handlung des Herrn der Ringe spielt in Mittelerde, einer Fantasiewelt bevölkert von Menschen, Zwergen, Elben, Hobbits und Orks. Von diesen waren es die Elben (engl. Elves), die für Tolkien die zentrale Rolle spielten. Er entwarf für die Elben eine umfangreiche Hintergrundwelt, vollständige Mythologie sowie zwei Sprachen. Neben den Elben sprechen auch Tolkiens andere Völker, wie die Zwerge eine eigene Sprache. Die Menschen und Hobbits sprechen verschiedene Formen der Sprache Westron. Tolkien stellte nun in seinen Büchern die Sprache Westron durch das Englische dar, während kurze Passagen auf Elbisch als solche stehen gelassen wurden. Seine Intention hierbei war es, den englischsprachigen Lesern die Perspektive der Hobbits nahe zu bringen. Es würde also der Empfindungswelt der Hobbits entsprechen, wenn der Leser einen Ortsnamen wie das Auenland (engl. the Shire) als gewöhnlich wahrnimmt, ihm aber ein Ort wie Imladris fremdartig vorkommt.

Im folgenden, ersten Kapitel habe ich die beiden Übersetzungen von Margaret Carroux und Wolfgang Krege direkt miteinander verglichen und versucht, interessante Textstellen in beiden Fassungen darzustellen.

Dabei lag der Schwerpunkt weniger auf einzelnen, falsch übersetzten Worten, sondern vielmehr auf Stellen, an denen die Übersetzer unachtsam gearbeitet, ungenau übersetzt, die Stimmung des Textes verfehlt haben, oder versucht haben besser zu sein als das Original, indem sie Tolkiens Text entweder erklärten, oder bewusst versucht haben auf ihn einzuwirken. Besonders gut erkennbar wird dies in Situationen, in denen Wolfgang Krege die Direkte Rede einzelner Personen, wie Gandalf dem Zauberer, oder von Personengruppen, wie den Hobbits oder den Elben in einer Art und Weise beeinflusst, die sie stärker voneinander abhebt, als es bei Tolkien selbst der Fall war.

In weiteren Abschnitten beschäftigte ich mich mit einer Vielzahl von Altmodischen Worten und Begriffen, die sowohl Carroux als auch Krege grundlos in den Text haben einfließen lassen. Das Ergebnis dieser Beeinflussung des Textes ist sehr häufig eine schwerfällige Sprache, die an Märchen erinnert, wobei dies durch Tolkiens Wortwahl nur in den seltensten Fällen gerechtfertigt wird.

Viele Schwierigkeiten haben den beiden Übersetzern außerdem auch eine Reihe von Angelsächsischen Maßangaben gemacht, die sie mit wechselndem Erfolg auf viele verschiedene Arten und Weisen in metrische Längen übertragen haben.

Das Thema des zweiten Kapitels ist die erste Verfilmung des Herrn der Ringe. Ralph Bakshi, ein Zeichentrickfilmer und Zeichentrickregisseur aus den USA, versuchte im Jahre 1978 Tolkiens Buch auf die Leinwand zu bringen. Leider war dieser Versuch nur mäßig erfolgreich. Bakshi stieß dabei vor allem auf Zeit-, und Geldprobleme, weswegen sein Film, der ursprünglich die gesamte Handlung der drei Bände von Tolkiens Herrn der Ringe umfassen sollte, nicht einmal den zweiten Teil völlig abschließt.

Ich habe mich nur mit dem Teil des Films beschäftigt, der sich auf Tolkiens Band eins, Die Gefährten, bezieht und diesen zunächst transkribiert. Dazu habe ich eine Fassung des Filmes auf DVD verwendet, abgehört und die englische und die deutsche Tonspur nebeneinander dargestellt. Anhand dieser Dialogliste habe ich dann die Übersetzung Kapitel für Kapitel1 mit der Originalfassung verglichen. Hier habe ich dann zunächst die interessanten Stellen aus der englischen Fassung im Vergleich mit Tolkiens Text aufgelistet. In der Folge habe ich dann die entsprechenden Stellen aus der deutschen Tonspur mit der englischen Tonspur, Tolkien und Carroux verglichen.

Im dritten Kapitel habe ich mich auf ganz ähnliche Weise mit dem zeitgenössischen Film von Peter Jackson aus dem Jahre 2001 befasst. Vor seinem Herrn der Ringe war der Neuseeländer Jackson ein eher unbekannter Filmemacher von low-budget Horrorkomödien. Seine Tolkien-Produktion hat ihn allerdings inzwischen als großen Regisseur und Produzenten etabliert. Die Dreharbeiten zu der dreiteiligen Tolkienverfilmung wurden von New Line Cinema mit etwa 300.000.000 US$ finanziert und fanden in Neuseeland statt.

Die deutsche Fassung dieser Kinofilme wurde von Andreas Fröhlich, einem erfahrenen deutschen Hörspieldarsteller und Synchronsprecher erstellt. Er hat außerdem bei den Synchronaufnahmen Regie geführt und die Rolle des Gollum gesprochen. Glücklicherweise war ich in der Lage über die FFS-Synchron Kontakt zu Fröhlich aufzunehmen und einige Details seiner Arbeit mit ihm zu diskutieren.

Die Version des Films, mit der ich mich auseinandergesetzt habe, ist die, die 2002 als Special Extended Edition DVD in Deutschland auf den Markt gekommen ist. Auch hier habe ich zunächst ein Transkript erstellt und dieses danach durchgearbeitet. Diese Arbeit war deutlich umfangreicher als bei Bakshi, da der Film deutlich länger ist und zwei DVDs umfasst.

Obwohl Jackson bei seinem Film deutlich mehr von Tolkiens Handlung verändert hat als Bakshi, verwendete er eine viel größere Zahl an Zitaten aus Tolkiens Buch. Tatsächlich sind diese allerdings häufig verschoben und finden sich in anderen Szenen im Film wieder, oft auch von anderen Charakteren ausgesprochen. Um so bemerkenswerter ist es, dass Andreas Fröhlich diese Zitate alle bei Tolkien wiedergefunden hat und in der Version von Carroux, in manchen Fällen auch in der von Krege, übertragen hat. Wie Herr Fröhlich mir selbst bestätigt hat, stand allerdings die Übersetzung von Jacksons Film im Vordergrund. Dies bedeutet, dass in den Situationen, in denen der Text von Carroux nicht auf Anhieb mit dem Skript von Jackson vereinbar war, häufig aus Gründen der Lippensynchronität, eine neue Übersetzung angefertigt werden musste.

1Gemeint sind hier die Kapitel auf der DVD.

chapter back - chapter forward